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Calixto Bieito beschließt seinen Zyklus russischer Opern am Grand Théâtre de Genève mit Modest Mussorgskis Chowanschtschina

(26.02.25) Seine Inszenierungen von Prokofjews Krieg und Frieden (2021/22) und Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk (2022/23) haben einen nachhaltigen Eindruck beim Publikum des Grand Théâtre de Genève hinterlassen. Nun kehrt der spanische Regisseur Calixto Bieito mit Mussorgskis Chowanschtschina nach Genf zurück und bringt sein bewährtes Team mit: Rebecca Ringst, seit fast 20 Jahren seine Lieblingsbühnenbildnerin, und den Kostümbildner Ingo Krügler. Die musikalische Leitung hat wie in den ersten beiden Produktionen erneut der argentinische Dirigent Alejo Pérez.

Im Zentrum von Bieitos bildgewaltiger Inszenierung steht Marfa, die wichtigste weibliche Figur dieser Oper. Die amerikanische Mezzosopranistin Raehann Bryce-Davis wird in diese faszinierende Rolle schlüpfen. Vor kurzem war sie an Covent Garden als Amneris zu erleben und hat mit ihrer enormen szenischen Präsenz und ihrer kraftvollen Stimme auf sich aufmerksam gemacht. Daneben zwei große slawische Sänger: der Bass Dmitry Ulyanov als Fürst Ivan Chowanski, der in Genf bereits General Kutusow (Krieg und Frieden), Philipp II. (Don Carlo) und Boris (Lady Macbeth von Mzensk) interpretiert hat, und der Bariton Vladislav Sulimsky als Bojar Chaklovity, der 2023 bei den Salzburger Festspielen einen beeindruckenden Macbeth gesungen hat. Der polnische Tenor Arnold Rutkowski als Fürst Andrej Chowanski und der ukrainische Bass Taras Shtonda als Dossifei, der diese Partie bereits 2024 an der Staatsoper Berlin übernahm, vervollständigen die große Besetzung.

Mussorgskis letztes Werk ist tief in der russischen Musiktradition verwurzelt. Nach dem Tod des Komponisten blieb es unvollendet. Mehrere Komponisten machten sich daran, es zu vollenden, darunter Rimski-Korsakow.

Das Grand Théâtre wird die Oper in der Instrumentierung von Dmitri Schostakowitsch aufführen, die der strengen Musiksprache Mussorgskis am nächsten kommt, jedoch mit dem Finale von Igor Strawinsky. Am Ende wird hier der kollektive Selbstmord der Altgläubigen in die Sphäre einer spirituellen Transzendenz erhoben. Alejo Pérez am Pult des Orchestre de la Suisse Romande wird erneut sein großes Gespür für die russische Musik unter Beweis stellen.

Bei den brutalen Kämpfen und skrupellosen Machtspielen in Mussorgskis 1886 uraufgeführtem Werk hat man heute den Eindruck, dass sich die Geschichte nicht nur in Russland, sondern auch in vielen Teilen der Welt wiederholt. Deshalb erscheint diese Oper heute ganz besonders aktuell. In Chowanschtschina stehen sich drei politisch-soziale Strömungen gegenüber: die von Peter dem Großen inspirierte, in Richtung Westen orientierte Strömung, die an einer Öffnung nach Europa interessiert ist und die in der Oper durch den aufgeklärten und gebildeten Fürsten Golizyn verkörpert wird; der Konservatismus der Bojaren, die an den alten Traditionen festhalten und ihre Macht sichern wollen, vertreten durch Ivan Chowanski und seine gefürchtete Strelizen-Armee; und schließlich die Altgläubigen, eine sektiererische und konservative religiöse Gruppierung, die als einflussreiche gesellschaftliche Kraft unter ihrem Anführer Dosifej ein in sich geschlossenes und vor der europäischen Dekadenz geschütztes Russland propagiert.
„Chowanschtschina“ ist hier die Bezeichnung für eine von dem Bojaren Chowanski angezettelte Verschwörung. Sie wurde von genau dem Mann blutig niedergegeschlagen, der nach dem Ende der Oper die Zukunft Russlands bestimmen sollte: Peter der Große.

Grand Théâtre de Genève: Modest Mussorgski Chowanschtschina (Neuproduktion)

Premiere: 25. März 2025, 19:00 Uhr

Weitere Vorstellungen: 28. Januar 2025, 19:00 Uhr / 01. und 03. April 2025, 19:00 Uhr / 30. März 2025, 15:00 Uhr

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Visual © Diana Markosian